Foto: Robert Schuler
Der Buchladen Land in Sicht im Frankfurter Nordend wurde am 23. Juni 1978 eröffnet. In diesen Jahren schuf sich die politische und ökologische Alternativszene, hervorgegangen aus der Studentenbewegung, im Nordend ihre Cafés, Kneipen und Läden. Der Buchladen Land in Sicht ist einer davon. Land in Sicht wurde bewusst als Stadtteil-Buchhandlung konzipiert: Ziel war (und ist) es, den kulturellen und gesellschaftspolitischen Diskurs im Frankfurter Nordend und darüber hinaus mit unserem Sortiment und unseren inhaltlichen Beiträgen zu bereichern.
Damals: die Bücherregale reichten nicht bis an die Decke; in manchen Fächern standen die Bücher quer und zeigten den Titel in ganzer Breite. Zwischen den Kinderbüchern tummelte sich Holzspielzeug. Auch Keramik aus kleinen Töpfereien im Taunus und okzitanischer Wein wurde verkauft. Für zwei, drei Jahre war Lora, ein lebender Papagei, die Attraktion. Sie inspirierte Friedrich Karl Wächter zum ersten Logo des Ladens: im weiten Meer auf einem Buch zu einer Insel treibend krächzt ein Papagei:
„Land in Sicht“
Nicht nur das Logo hat sich geändert. Kommissionswaren und die Ecke für modernes Antiquariat sind verschwunden. 8.000 Titel drängen sich in den Fächern und bilden nach wie vor ein programmatisches, sorgfältig ausgewähltes Sortiment. Klassische und zeitgenössische Weltliteratur soll mit schöner Beständigkeit vorhanden sein. Und auch das geisteswissenschaftliche, politische und psychoanalytische Sach- und Fachbuch spielt seine große Rolle. Die Orientierungslinie ist dabei die Tradition der Aufklärung statt der betriebswirtschaftlichen „LagerUmschlagsgeschwindigkeit“. Bücher, die trotzdem nicht vorhanden sind, werden schleunigst besorgt; selbst schwierigste Einzelstücke.
Entscheidend für die Änderungen im Sortiment waren und sind die Veranstaltungen, die der Buchladen regelmäßig durchführt. Vor allem die Lesungen, Vorträge und Diskussionen funktionier(t)en dabei oft wie Weichenstellungen in neue Richtungen und haben dafür gesorgt, dass die Auswahl für unsere Leser*innen nie langweilig wird. Musik- und Theaterabende zählen zu den anderen Formen von Veranstaltungen, zu denen der Buchladen einlädt. Und damit nicht nur die Ohren sondern auch die Augen zu ihrem Recht kommen, gibt es an einer großen Wandfläche des Ladens keine Bücherregale. Sie wird entschlossen für Kunst-Ausstellungen vielerlei Art freigehalten. Dazu wird Solidarität gelebt: Regelmäßig stellen wir in Zusammenarbeit mit verschiedenen politisch und solidarisch arbeitenden Gruppierungen unseren Bücherwagen und unsere Schaufenster als Informations- und Spendensammlungsflächen zur Verfügung. Für diese Veranstaltungsvielfalt gibt es seit 2020 sogar einen gemeinnützigen Verein – Literatur im Stadtteil (LiS) eV.
Fotos: Robert Schuler
Die Zeit, sie eilt im Sauseschritt – und wir gehn mit
Last but not least widmen wir uns immer wieder neuen Herausforderungen. Mit Kommbuch.com haben wir vor einigen Jahren mit anderen unabhängigen Buchläden ein gemeinsames Beratungs- und ShopPortal fürs Internet gegründet, dessen Beliebtheit ständig wächst. Außerdem freuen wir uns, unsere Kund*innen inzwischen auch im Bereich des elektronischen Lesens beraten, bedienen, unterstützen zu können. Im Laden und Online!
Wir glauben: Lesen, Bücher und der Austausch darüber, bieten eine wichtige Grundlage für gesellschaftliches und individuelles Leben. Und wir wollen mitwirken und teilhaben an den Ideen, Gedanken, Konzepten, Lebensbedingungen, sprich: der Kultur unserer Zeit – im Frankfurter Nordend und darüber hinaus.
Es lohnt sich vorbeizuschauen – persönlich und virtuell.